Lehrkräfte informieren sich bei der Stadtentwässerung Frankfurt
Der Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Rhein-Main-Taunus hat sich bei der Stadtentwässerung Frankfurt am Main über die Ausbildungsmöglichkeiten erkundigt.
An der Abwasserreinigungsanlage in Niederrad erhielten die Lehrkräfte einen Einblick in die Arbeitswelt. Die Stadtentwässerung Frankfurt (SEF) betreibt mit rund 400 Beschäftigten die zwei größten Abwasserreinigungsanlagen in Hessen sowie ein Kanalnetz mit rund 1.600 Kilometern Länge.
„Wir bilden zwei umwelttechnische Berufe aus. Die Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice sowie Fachkräfte für Abwassertechnik“, berichtete Ausbildungsleiter Said Sellak. Das Kanalsystem führt täglich Millionen Liter Wasser von den Haushalten zu den Abwasserreinigungsanlagen. Dort wird es in zahlreichen mechanischen und chemisch-biologischen Prozessen gereinigt. Die Abwassertechniker sind verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf. Die Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice haben die öffentliche Kanalisation im Blick. Sie dokumentieren den Zustand der Anlagen und beseitigen Störungen.
Betriebseigene Ausbildungswerkstatt ist auch Kurs- und Prüfstätte für Schweißtechnik
Die Abwasserreinigungsanlagen müssen rund um die Uhr funktionstüchtig sein. Mit Mess-, Steuer- und Regelungstechnik werden sie von den Elektronikern für Betriebstechnik instand gehalten. „Unsere Elektroniker werden in Kooperation mit Siemens ausgebildet“, erzählte Sellak. In der betriebseigenen Ausbildungswerkstatt üben sie sich etwa an Schaltungen und Pneumatik.
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten gehören ebenfalls zu den Aufgaben der Konstruktionsmechaniker. Die Azubis tüfteln an den Werkbänken, Dreh- und Fräsmaschinen der Werkstatt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Blechbearbeitung, etwa das Schweißen, Löten und Biegen der Bleche. Für diesen Ausbildungsgang wird mindestens ein Hauptschulabschluss vorausgesetzt. Ähnlich verhält es sich bei den Fachkräften für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Ein Realschulabschluss ist bei einer Ausbildung zum Elektroniker oder Abwassertechniker von Vorteil.
„Die Stadt Frankfurt ist ein sicherer Arbeitgeber“, sagte der Ausbilder. Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit ein zwei- oder dreiwöchiges Betriebspraktikum bei der Stadtentwässerung zu absolvieren. Zudem werden Jahrespraktika im Rahmen der Fachoberschule im Bereich der Metallverarbeitung angeboten. Die Ausbildungswerkstatt der SEF ist zugleich auch eine Kurs- und Prüfstätte für die Schweißtechnik. „Alle Schweißverfahren, vom Autogenschweißen bis zum Metall-Aktivgasschweißen, können hier erlernt werden“, so Sellak.
Betriebsleiter Dirk Beermann zeigt Pädagogen den Kreislauf des Abwassers
Außerdem zeigte Betriebsleiter Dirk Beermann den Lehrkräften den Kreislauf des Abwassers. „Vier Feinrechen entfernen zunächst die Grobstoffe aus dem Abwasser. Im Becken setzen sich Sand und andere mineralische Stoffe ab. Durch das Einblasen von Luft steigen Fette und weitere leichte Stoffe nach oben“, erläuterte Beermann. Im Rohwasserpumpwerk wird nun das ankommende Abwasser 8,5 Meter angehoben. Dadurch kann es im natürlichen Gefälle die weiteren Klärstufen durchlaufen.
Das Vorklärbecken ist die letzte der mechanischen Reinigungsstufen. Der sogenannte Frischschlamm setzt sich am Beckenboden ab und wird durch einen Trichter befördert. Anschließend wird der Schlamm abgelassen und durch ein Pumpwerk entsorgt. In der Abwassereinigungsanlage in Sindlingen wird der Schlamm schließlich verbrannt.
Ein natürlicher Reinigungsprozess findet in der ersten biologischen Stufe statt. „Die im Abwasser lebenden Bakterien werden durch die Zugabe von Sauerstoff angeregt, organische Stoffe abzubauen“, erklärte Beermann. Über weitere Klärstufen gelangt das gereinigte Abwasser zur Denitrifikation, denn es enthält noch Nitrate. Dort wandeln Bakterien das Nitrat in Stickstoff um, das gasförmig entweicht. Das gereinigte Wasser wird zum Schluss unterhalb der Staustufe Griesheim in den Main eingeleitet.